Wer erinnert sich nicht noch an den Datenschutzskandal in England im November letzten Jahres, als eine CD mit Daten von über 25 Millionen Kindergeld-Empfängern verschwand. Dies brachte die Regierung Brown ziemlich in Schwierigkeiten.
Nun wurde auch in Deutschland eine bundesweite Datenschutzpanne durch das Polit-Magazin Report aus München aufgedeckt. Wenn man das hört, möchte man es eigentlich nicht glauben. Da gibt es eine Software von einer Firma HSH aus Ostberlin, die von Kommunen zur Verwaltung von Daten im Einwohnermeldeamt eingesetzt wird. Gespeichert werden persönliche Daten wie Passfotos, Religionszugehörigkeit usw.
Offenbar ist es möglich, diese Verwaltungssoftware mit dem Standard-Passwort zu installieren, ohne dass das Eingeben eines individuellen Passworts erzwungen wird. Soweit so schlecht. Der Hammer war aber, dass eben dieses Standard-Passwort für einen Test-Zugang auf der Website des Herstellers veröffentlicht wurde.
Wie Report München nun herausgefunden hat, wurde das Passwort bei über 200 Städten und Gemeinden nicht geändert. Somit waren die Daten der Einwohner quasi öffentlich zugänglich. Betroffen sind dabei Kommunen in Bayern aber auch in
Thüringen.
Gerade erst vor ein paar Wochen gab es eine Datenschutzpanne an der Uni Magdeburg. Dort wurden zehn Tage lang die persönlichen Daten von 44.000 Studenten im Internet veröffentlicht.
Weitere Links:
Bundesdatenschutzgesetz
Website des Bundesdatenschutzbeauftragten
Wikipedia zum aktuellen Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar
Datenschutz ist Bürgerrecht
Videos:
Peter Schaar über Vorratsdatenspeicherung und Online-Durchsuchungen
Die Satire-Sendung Extra3 bei der Buchveröffentlichung "Das Ende der Privatsphäre" von Peter Schaar - in Diskussion mit Wolfgang Schäuble:
So denken leider viele:
In Jena kam übrigens sofort ein Dementi über den Ticker. Man habe die Software bisher nur als Test laufen. Schade eigentlich. Jetzt werden wir wohl nie erfahren, ob die Stadtverwaltung der "Wiege des eCommerce" an PW-Änderung gedacht hätte